Mabacher-Award-Team bei Diagonale 2025: Filmbranche muss Inklusion umsetzen

Hannah Wahl betonte, dass sich im Sinne der Radikalen Inklusion die Frage nicht mehr stelle, ob wir Inklusion brauchen, die zentrale Frage sei durch welche Schritte Inklusion und Menschenrechte in der Branche umgesetzt werden können. Dafür sei es erforderlich, Verantwortung zu übernehmen und Verbündete*r zu werden. Aber auch Budgettöpfe für Barrierefreiheit im Prozess des Filmemachens seien zu schaffen. Inklusion in der Filmbranche bedeute nicht nur Vielfalt auf der Leinwand, sondern betreffe auch Produktionsbedingungen, Entscheidungsstrukturen und Zugangsmöglichkeiten. „Menschen mit Behinderungen haben nicht nur das Recht auf einen barrierefreien Genuss von Kulturgut, sondern auch darauf, selbst kreativ schaffend tätig zu sein“, so Hannah Wahl, die auf Artikel 30 der UN-Behindertenrechtskonvention verweist. Sie ist Mitgründerin des Mabacher Awards, einem Filmpreis und Plattform für Inklusion, und als (Film-)Autorin tätig. Gemeinsam mit ihrer Kollegin, Videoeditorin und Filmemacherin Cornelia Ohnmacht, beschäftigt sie sich mit Inklusiven Filmschaffen und Darstellungsweisen auf Augenhöhe. „Die gleichberechtigte Zusammenarbeit von diversen Teams im Filmschaffungsprozess wird authentische Ausdrucksformen, starke, vielschichtige Identifikationsfiguren und kraftvolle Filme hervorbringen“, ist sich Hannah Wahl sicher.
Cornelia Ohnmacht machte mit ihrem Vortrag deutlich, dass Menschen mit Behinderungen im Film immer noch überwiegend stereotyp und meist defizitär dargestellt seien. In fremdinszenierten Rollen würden sich diese nach einer „Heilung“ sehnen, die in diesen Darstellungen Voraussetzung für ein erfülltes Leben sei. Andere stereotype Inszenierungen zeigen Rollen, bei denen eine Neurodivergenz oder Behinderung zu verschiedenen Arten von „Superkräften“ führen und ihre Behinderung scheinbar aufwiegen sollen. Im Kontext des Begriffes des „Inspiration Porn“ kritisierte sie, dass Rollen von Menschen mit Behinderungen in Filmen oft nur dafür eingesetzt würden, um nichtbehinderte Menschen zu inspirieren. Es gäbe aber auch wenige positive Beispiele von vielschichtigen, handlungsaktiven Rollen wie zum Beispiel Quinni in „Heatbreak High“ oder Dustin Henderson in „Stranger Things“. „Positive Beispiele zeigen: Wenn Schauspieler*innen mit Behinderungen eingebunden werden, entstehen differenzierte, glaubwürdige Figuren“, weiß Cornelia Ohnmacht: „Österreichische Filmschaffende müssen sich mit dem Thema Inklusion und der Inszenierung auf Augenhöhe befassen. Die visuellen Medien sind wirkmächtig und damit tragen wir auch die Verantwortung Barrieren abzubauen, anstatt sie zu verfestigen.“
Stefan Wolner, Regisseur und Mitgründer des Mabacher Awards, spricht in seinem Vortrag über Martin Habacher, dem der Mabacher Award gewidmet ist: „Der Mabacher Award wurde ins Leben gerufen, um das Andenken an Martin Habacher (1977-2019) zu bewahren und seine künstlerische Tätigkeit lebendig zu halten. Doch es geht um mehr als das: Martin setzte sich unermüdlich für Inklusion und Barrierefreiheit ein. Dies war nicht nur mein, beziehungsweise unser Anliegen, sondern auch ein großer Wunsch seiner Familie. Mit dieser Plattform führen wir sein Engagement fort und tragen seine Botschaft weiter.“ Mit einer Mabacher-Initiative sollen zukünftig auch explizit Filmschaffende mit Behinderungen unterstützt werden.